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Dürfen Eltern ein Kind zeugen, um Geschwister zu retten?
Frankfurt – Frankreich
streitet über ein Retortenbaby, das gezeugt wurde, um seinen älteren
Geschwistern das Leben zu retten. Es ist das
erste Mal, dass durch Selektion von Embryonen ein Kind mit dem passenden
Gen-Material gezeugt wurde. Der Tabubruch hat eine heftige Ethik-Debatte
ausgelöst. Dies nahm die Gesellschaft für Regenerative Medizin e.V. (GRM) zum
Anlass, mit Experten aus Klinik und Forschung das Thema zu diskutieren. Neben
dem realen Fall wurde auch die Familiengeschichte im Film „Beim Leben meiner
Schwester“ von den Professoren Guido Nikkhah, Ärztlicher Direktor am
Neurozentrum der Universitätsklinikum Freiburg, und Anthony Ho, Ärztlicher
Direktor, Medizinische Klinik V am Universitätsklinikum Heidelberg, sowie Dr.
Eberhard Lampeter, Ärztlicher Leiter bei Vita 34 in Leipzig, thematisiert. „Uns
geht es darum, die Öffentlichkeit und insbesondere auch Patienten, die von
bereits zugelassenen Stammzelltherapien profitieren könnten, aufzuklären und
mit Missverständnissen oder Vorurteilen aufzuräumen“, fasst Ulrike Schwemmer,
1. Vorsitzende der GRM die Ziele der Gesellschaft und der geplanten
Veranstaltungsreihe zusammen. |
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Ein Film – aber „k“eine
Fiktion
„…Als Sara und Brian Fitzgerald erfahren, dass ihre zweijährige Tochter
Kate an Leukämie erkrankt ist, trifft das Paar eine schwerwiegende
Entscheidung. Da weder ihr Sohn noch sie selbst als passende Spender für die
kleine Kate in Frage kommen, entschließen sie sich, ein drittes Kind zu
bekommen, das genetisch auf die Bedürfnisse seiner großen Schwester abgestimmt
ist.“…so die Einleitung der Ende August 2009 erschienen Verfilmung des Romans
von Jodi Picoult. Der Film bringt die in der europaweit
entfachten Debatte grundlegenden Fragen zur Sprache: Welche Möglichkeiten
bietet die Medizin und welche können ethisch vertretbar genutzt werden? Wie
weit darf der Mensch überhaupt gehen, um Leben zu retten? Er präsentiert jene
ethische Situation, die mit den gegenwärtigen und zukünftig prognostizierten
Möglichkeiten der Gentechnologie und Stammzellenforschung möglich sein könnte.
„ Die Nutzung von geeigneten Geweben oder Organen (z.B. Niere) von
erwachsenen freiwilligen Spendern ist heute schon medizinische Realität und
gesellschaftlich akzeptiert“, resümiert Prof. Nikkhah. Die im Film dargestellte
Geburt eines Kindes mit zum Geschwisterkind passenden Gewebemerkmalen ist mit
derzeitigem Stand der medizinischen Möglichkeiten heute noch Fiktion.
Präimplantationsdiagnostik
– Chancen und Risiken
Unter dem Begriff Präimplantationsdiagnostik (PID)
wird in der Regel die Analyse von zwei Zellen verstanden, die dem mehrzelligen
Embryo entnommen werden. Dies geschieht, um vor der Implantation genetische
Anomalien festzustellen. Auch kann das Geschlecht des Embryos bestimmt werden.
Der Embryo wird in die Gebärmutter der Frau nur dann eingepflanzt, wenn die
Analyseresultate eindeutig sind und keine genetische Anomalie vorliegt. Andere
Embryonen werden sofort vernichtet oder für die Forschung gebraucht. In Deutschland wird PID als ethisches Thema diskutiert. In den meisten
Industrienationen wird sie bei medizinischer Indikation erlaubt oder zumindest
toleriert.
Stammzellen und
ihre Potenziale
Im Film werden der jüngeren Schwester zunächst
Nabelschnurblut, dann immer wieder Stammzellen und Knochenmark entnommen, um
Kates Überleben zu sichern. „Fünfzig bis sechzig Prozent der Patienten mit
akuter Leukämie können heute mit adulten Stammzellen aus dem Knochenmark oder
aus dem zirkulierenden Blut nach Stimulierung geheilt werden“, erklärt Prof.
Dr. Anthony Ho die Zusammenhänge. Adulte (erwachsene) Blutstammzellen sind
überwiegend Knochenmarkstammzellen, die unter Umständen im Blut zirkulieren und
daraus relativ einfach gewonnen werden können. Seit mehr als zwanzig Jahren
werden sie erfolgreich unter anderem bei der Behandlung von bösartigen
Krebserkrankungen des Blutes eingesetzt.
Kate leidet an einer akuten promyelozytären
Leukämie (APL).
Die unterschiedlichen Therapieformen basieren zunächst auf
einer Chemotherapie, um das krankheitsbedingt zerstörte Blutbild
wiederherzustellen. Weitere Therapiemöglichkeiten ergeben sich durch eine
passende Knochenmarkspende und durch Stammzellentransplantationen. Stammzellen
sind Körperzellen, die noch unspezialisiert sind. Durch Zellteilung sind sie in
der Lage sich auszudifferenzieren, beispielsweise in Nerven-, Herz oder
Hautzellen. Nabelschnurblut-Stammzellen zum Beispiel sind nach der Abnabelung
des Kindes im Nabelschnurblut enthalten. Dieses Blut ist reich an jungen,
multipotenten Stammzellen, die sich in viele Zellarten entwickeln können.
Da Aufklärung sehr wichtig ist, wird die
Veranstaltungsreihe in diesem Jahr in weiteren Städten fortgeführt, unter
anderem in Leipzig, Heidelberg, Freiburg, Hamburg, München und Berlin.
Weitere Informationen rund
um das Thema der Stammzellforschung finden alle Interessierten unter
www.die-stammzelle.de.
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Letzte Aktualisierung: 24.06.11 |
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